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Die Dreisten, oder: Wie ein paar Anbieter den Emailverkehr blockieren

Ich erinnere mich noch gut an meine erste E-Mailadresse 100621@compuserve.com. Damit konnte ich zum ersten Mal Menschen außerhalb des eigenen Netzwerks erreichen. Ich war damals auch bei Datex J (oder P?) und noch davor bei BTX, doch dort gab’s keine Email. Ich bekam von Compuserve sogar ganze 5 MB Webspace. Das war damals echt viel!

Die Zeit ging ins Land und irgendwann 1993 oder 94 nannte ich meine erste Domain mein Eigen. Und wissen Sie, was das erste war, womit ich sie benutzte? Ja, ich richtete mir einen Mailaccount ein. Was war ich stolz und was blickte ich müde lächelnd auf die Nutzer kostenloser hotmail, gmx oder yahoo Mail-Adressen herab. Eine eigene, richtige E-Mailadresse mit einer eigenen, richtigen Domain, war damals ungefähr so, als würde man eine Mietwohnung gegen ein Eigenheim tauschen.

Und tatsächlich gab es einmal eine Zeit im Internet, da galt es als höchst unseriös, wenn man als Geschäftsmann oder Unternehmensinhaber eine gmx- oder hotmail-Adresse auf seine Visitenkarte drucken ließ.

Mein allererster Kunde war eine Anwaltskanzlei. Die wollte nicht nur einen Internetauftritt, sondern auch (und vor allen Dingen) passende Emailadressen. Es war übrigens auch mein erster Kunde, bei dem ich bemerkte, dass gutes Zureden nicht viel bringt, denn während sich die drei beteiligten Anwälte noch darüber stritten, welcher Name zuerst in der Domain auftauchen sollte, versuchte ich ihnen klarzumachen, dass eine Domain, die aus drei Namen mit jeweils Bindestrichen dazwischen und einem .de dahinter nicht gerade der Hit sei. Vergeblich, übrigens.

Nunja, das ist lange her und soll eigentlich nur zeigen, wie hoch damals der Stellenwert einer RICHTIGEN Emailadresse war.

Wie um alles in der Welt konnte es dann passieren, dass heute jeder mit einer gmx, web.de oder hotmail Adresse herumläuft, als würde er Champagner bevorzugt aus Pappbechern trinken? Dass heutzutage so ziemlich jeder eine nutzlose gmail-Adresse hat, weil man nur damit andere Google-Dienste nutzen kann, ist ja noch halbwegs verständlich. Zumindest dann, wenn man sie nur für irgendeinen Google-Login verwendet.

Aber warum haben ausgerechnet die Anbieter dieser Billig-Emails das Rennen gemacht? War es Faulheit? Heutzutage könnte man technisches Unverständnis noch ins Feld führen, aber als das alles seinen Anfang nahm, wusste jeder, wie das Internet funktioniert.

Denn diese unselige Entwicklung hatte leider auch ziemlich massive Folgen. Denn weil die o.g. Anbieter den Emailverkehr dominieren, haben sie über die letzten 4-5 Jahre ein paar selbstherrliche Regeln aufgestellt, die allen Edel-Adressen-Nutzern zunehmend das Leben schwermachen. Die meisten ihrer Kunden wissen dabei gar nicht, dass nur ungefähr die Hälfte aller Email überhaupt bei ihnen ankommen… wenn überhaupt. Nein, es wird nicht bloß Spam herausgefiltert, sondern jeder, der sich nicht an die “Regeln” der Billig-Mail-Anbieter hält. Dabei muss man aber wissen, dass es manchmal gar nicht möglich ist, diesen Regeln in den Arsch zu kriechen. Wer beispielsweise Mails von WordPress verschickt, sollte sein Mailkonto nicht bei einem dieser Regelfetischisten haben, denn die kommen zumeist nicht an. Warum? Sie werden über eine PHP Funktion versandt und die kann bedauerlicherweise (oder Gott sei Dank) nicht die Regeln befolgen, die diese Unternehmen gerne befolgt hätten.

Ja, richtig gelesen: Statusmails oder sonstige Mails, die über WordPress gehen, kommen bei gmx, web.de und den anderen Pfeifen überhaupt nicht an. Auch dann nicht, wenn sie wirklich wichtig wären, wie etwa Benachrichtigungen über einen unautorisierten Admin-Login. Und das ist nicht alles. Solche E-Mails, die schon vom System abgelehnt werden, bevor sie überhaupt der Empfänger zu sehen bekommt, bouncen dann. Oftmals zwei, oder dreimal, was einen völlig unsinnigen Datenverkehr darstellt.

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